Die Symbiose mit dem Trauma: Lösungsansätze durch Traumaufstellung und EMDR

Traumatische Erlebnisse hinterlassen tiefe Spuren im psychischen Erleben eines Menschen. Oft entwickeln Betroffene eine „Symbiose“ mit ihrem Trauma — das heißt, sie verstricken sich so sehr in die belastenden Erinnerungen und deren emotionalen Begleiterscheinungen, dass eine Trennung vom Trauma als gefährlich oder unmöglich erlebt wird. Diese enge Verflechtung führt zu anhaltenden psychischen Beschwerden, die sich in Angstzuständen, Depressionen, Dissoziationen oder posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) manifestieren können. Die therapeutische Herausforderung besteht darin, diese Symbiose zu lösen und den Betroffenen Wege zur Heilung zu eröffnen.

Die „Symbiose“ mit dem Trauma kann als eine maladaptive Bindung an traumatische Erinnerungen verstanden werden, die durch wiederholte innere Aktivierung der traumatischen Inhalte aufrechterhalten wird. Neurobiologisch korrespondiert dies mit einer Überaktivierung des limbischen Systems, insbesondere der Amygdala, und einer eingeschränkten Funktion des präfrontalen Cortex, der normalerweise für Emotionsregulation und rationale Bewertung zuständig ist (LeDoux, 2000).

Psychologisch führt die Symbiose dazu, dass das Trauma nicht als vergangenes Ereignis integriert, sondern als aktuelles Bedrohungserleben im Bewusstsein bleibt. Dies verhindert Heilungsprozesse und verstärkt Symptome wie Flashbacks, emotionale Taubheit und Hyperarousal (van der Kolk, 2015).

In vielen Fällen wirkt das Trauma wie ein unsichtbares Bindeglied in gestörten zwischenmenschlichen Beziehungen. Betroffene verstricken sich häufig symbiotisch mit den Personen aus ihrem Umfeld, die mit dem Trauma in Verbindung stehen oder ähnliche Verletzungen erfahren haben. Diese symbiotische Bindung entsteht, weil das Trauma nicht nur als individuelles Erlebnis, sondern auch als emotionaler Kitt fungiert, der die Beziehung auf einer unbewussten Ebene zusammenhält. Dadurch wird die Auflösung des Traumas zugleich zur Herausforderung für das gesamte Beziehungsgefüge, da die Trennung vom Trauma auch eine Veränderung oder gar das Ende dieser Verbindung bedeuten kann. Psychologisch gesehen behindert diese Verstrickung die Heilung, da die Betroffenen häufig unbewusst an den belastenden Mustern festhalten, um die vermeintliche Sicherheit innerhalb der Beziehung nicht zu gefährden.

Traumaufstellung als Lösungsansatz

Die Traumaufstellung ist eine therapeutische Methode, die auf systemischen und körperorientierten Ansätzen beruht. Dabei werden innere Anteile, Gefühle und traumatische Erlebnisse durch Stellvertreter im Raum visualisiert und relational erlebt. Diese Methode ermöglicht es dem Betroffenen, sich von der identifikatorischen Verstrickung mit dem Trauma zu lösen, indem er Abstand schafft und neue Perspektiven einnimmt.

Psychologisch fördert die Traumaufstellung die Externalisierung und Objektivierung des Traumas, wodurch eine kognitive und emotionale Neubewertung möglich wird. Studien zeigen, dass solche körper- und erfahrungsorientierten Methoden die Integration traumatischer Erinnerungen begünstigen und die Symptomatik reduzieren können (Schäfer et al., 2019).

EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing)

EMDR ist eine evidenzbasierte Traumatherapie, die auf der bilateralen Stimulation (meist durch Augenbewegungen) basiert. Diese Stimulation unterstützt die Verarbeitung traumatischer Erinnerungen im Gehirn und hilft, die emotionale Ladung zu reduzieren.

Neurobiologisch wird angenommen, dass EMDR den Informationsverarbeitungsprozess anregt und eine Art „Nachtverarbeitungsmechanismus“ (ähnlich dem REM-Schlaf) im Wachzustand aktiviert (Shapiro, 2018). Dies ermöglicht eine sichere und kontrollierte Integration der traumatischen Inhalte, wodurch die Symbiose aufgelöst wird.

Zahlreiche Studien belegen die Wirksamkeit von EMDR bei der Behandlung von PTBS und anderen traumaassoziierten Störungen (Bisson et al., 2013).

Fazit

Die Symbiose mit dem Trauma ist eine komplexe psychische Verstrickung, die eine gezielte therapeutische Intervention erfordert. Traumaufstellung und EMDR bieten zwei wirksame Ansätze, um diese Bindung zu lösen und die Verarbeitung traumatischer Erfahrungen zu fördern. Während Traumaufstellung durch Externalisierung und körperliche Erfahrung neue Perspektiven eröffnet, unterstützt EMDR die neuronale Integration traumatischer Inhalte. Beide Methoden ergänzen sich und können individuell angepasst werden, um Betroffenen nachhaltige Heilungschancen zu bieten.